![]() | Pfarrer Dr. Hans-Peter Göll Grund 22 96365 Nordhalben Tel.: 0 92 67 / 2 68 Fax: 0 92 67 / 91 31 81 E-Mail: pfarramt.nordhalben@elkb.de |
Öffnungszeiten
Mittwoch | 09.00 - 12.00 Uhr |
Homepage: www.kg-heinersberg-nordhalben-steinwiesen.de
Über unsere GemeindeDie Kirchengemeinde Heinersberg-Nordhalben lebt selbstbewusst ihr evangelisches Bekenntnis als Minderheit in einer überwiegend katholischen Region.
Zur Diasporagemeinde gehören ca. 730 Gemeindeglieder in insgesamt zehn Ortschaften.
Heinersberg, Nordhalben und Steinwiesen bilden den Kern der Kirchengemeinde.
Die sonntäglichen Gottesdienste finden sowohl in der Jubilate-Kirche im Grund (oben) in der Regel um 9.00 Uhr als auch in der St. Johanniskirche in Steinwiesen (unten) in der Regel vierzehntägig um 10.30 Uhr statt. Die aktuellen Gottesdienstzeiten finden Sie nebenstehend unter „Evangelische Termine“.
Den Klang der Kirchenglocken können Sie hier hören:
glocken.tv/nordhalben-grund
glocken.tv/steinwiesen
1. Mose 16,13
Jahreslosung 1. Mose 16,13: Du bist ein Gott, der mich sieht.
„Mama, guck mal!“, ruft die Dreijährige. Die Mutter sieht auf, dreht sich um, sieht in die Spielecke, wo ihre Tochter sitzt. Es ist nichts Besonders zu sehen. Aber die Kleine ist zufrieden, dass die Mutter hergeguckt hat. Sie gesehen hat.
Wie viele Selfies oder Pärchenfotos oder Familienfotos haben Sie über Weihnachten über Whatsapp verschickt oder in Ihren Status gestellt? Oder haben sie geschickt bekommen oder im Status von Freunden und Verwandten ansehen dürfen?
Facebook und den anderen sozialen Medien sei Dank: Durch sie können wir alle, auch als Erwachsene, unser Bedürfnis, gesehen, wahrgenommen, beachtet zu werden stillen.
Früher schafften das nur wenige Menschen, dass sie im Fernsehen oder wenigstens in der Zeitung für viele andere sichtbar wurden. Einige verschafften sich wenigstens durch besondere Fähigkeiten oder durch Großsprecherei die Aufmerksamkeit der Menschen in der näheren Umgebung. Jetzt kann jeder Aufmerksamkeit bekommen, wenn er einen entsprechenden Account hat.
Gesehen werden, wahrgenommen werden, beachtet werden, das brauchen wir für ein befriedigendes Leben. Bei Hagar, die den Satz spricht, der für 2023 die Jahreslosung ist, liegen die Verhältnisse anders. Man kann sagen: Sie hatte zu viel Aufmerksamkeit bekommen, war zu sehr ins Blickfeld geraten - ins Blickfeld derjenigen, die Macht über sie hatten.
Ich erzähle kurz die Umstände. Hagar war Sklavin von Sarah, der Frau Abrahams. Sarah konnte kein Kind bekommen, was in ihren Verhältnissen schlimm war, weil nicht nur ein persönliches Problem. Ihre Würde und Anerkennung als Ehefrau erhielt sie erst dann, wenn sie ein Kind geboren hatte. Zudem hatte Gott ihrem Mann, Abraham, versprochen, dass er viele Nachkommen habe werde, ja die Nachkommen ein großes und mächtiges Volk werden sollten. Nach vielen Ehejahren fehlte aber immer noch der erste Nachkomme.
Es gab aber die Möglichkeit, dass der Ehemann ein Kind mit einer anderen Frau zeugte, einer Sklavin, die Eigentum der Ehefrau war. Dieses Kind konnte als rechtmäßiges Kind der Ehefrau gerechnet/anerkannt werden.
Da fiel der Blick Sarahs auf ihre Sklavin Hagar. Sie sollte die Mutter des Kindes werden, das Sarah dann für sich beanspruchen wollte. „Hagar“, der Name bedeutet „Fremde“. Als Sklavin und Fremde lebte Hagar am sichersten, wenn sie einigermaßen unauffällig war, unsichtbar blieb. Doch nun wurde sie ins Rampenlicht gezerrt.
Tatsächlich wurde Hagar bald schwanger. Nun fühlte sich Sarah von ihr verachtet, nicht mehr als Herrin anerkannt. Sarah rächte sich, ließ ihre Sklavin nicht mehr aus den Augen und erniedrigte sie, wo es ging.
Hagar hielt das nicht mehr aus und floh. Sie wollte sich verstecken, sie wollte nicht mehr gesehen werden.
Aber der Engel, der Bote Gottes fand sie an einer Quelle. Er ließ sich ihre Geschichte erzählen – und schickte sie wieder zu ihrer Herrin Sarah zurück. Zuvor gab er ihr jedoch ein Versprechen, eine Zusage Gottes weiter: Sie wird so viele Nachkommen haben, dass sie nicht gezählt werden können. Ihre Zukunft soll der von Abraham und Sarah in nichts nachstehen.
Jetzt ist Hagar eine Person, eine eigenständige Person. Sie ist nicht mehr irgendwo eine Fremde. Ihr ist eine Zukunft, ein Zuhause, eine Heimat versprochen. Sie ist Wer. Sie hat so viel Selbstbewusstsein, so viel Eigenständigkeit gewonnen, dass sie nun von sich aus Gott einen neuen Namen gibt: Du bist ein Gott, der mich sieht.
Auf dem Bild von Simone Riedel, das Sie auf der Postkarte vor sich haben, ist eine Person herausgehoben. Sie steht wie im Scheinwerferlicht. Sie wirkt sogar vergrößert wie unter der Lupe. Möchten Sie so ins Rampenlicht gerückt sein?
Mich erinnert das Bild an manche Darstellungen der Taufe Jesu. Da tat sich der Himmel auf als Jesus aus dem Jordan stieg, und Jesus sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Hier ist es das Licht vom Himmel, das auf die Person herabkommt und sie einhüllt.
Durch das Licht wird der Weg ausgeleuchtet, den die Person gegangen ist. Und es wird die Richtung angedeutet, in die die Person gehen will.
Quer zu dem Licht vom Himmel und zum Weg der Person bewegen sich auf einem breiten Weg viele andere Menschen. In den Darstellungen der Taufe Jesu, wäre das der Fluss Jordan. Hier auf dem Bild gibt mir der breite Weg zu denken. In der Bergpredigt sagt Jesus: Geht hinein durch die enge Pforte. „Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; und viele sind es, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.“ Wo das Licht auf den breiten Weg fällt, wird der Strahl eng. Zum Himmel hin weitet er sich.
Der Weg, den das Licht vom Himmel zeigt, verläuft quer zu dem Weg, den die meisten Leute auf dem Bild gehen. Wer ins Licht Gottes gerückt ist, auf wen der Blick Gottes fällt, kann nicht mehr so einfach im Strom der Menge mitschwimmen, sich treiben lassen.
Gott zeigt Hagar einen schweren Weg, er schickt sie auf einen schweren Weg. Sie soll zurückkehren zu ihrer Herrin, die ihr übel mitgespielt hat, und voraussichtlich weiterhin übel mitspielen wird. Weiterhin sich verstecken und weiter fliehen, wäre die einfachere Möglichkeit gewesen. Aber Hagar hat durch Gottes Sehen ein besonderes Ansehen gewonnen: Sie begründet ein großes Volk, nicht Abraham und erst in zweiter Linie ihr Sohn Ismael.
Mit dem Segen am Ende des Gottesdienstes, jedes Gottesdienstes sage ich Ihnen zu, dass Gott Sie sieht, er erhebt sein Angesicht auf Sie, er lässt sein Angesicht leuchten über Sie. Seien Sie gespannt darauf, welche Wege Gottes Blick Sie im Jahre 2023 führen wird. Und seien Sie gewiss, er wird sie nicht aus den Augen verlieren.
Amen